Aus „Rauben und Spielen im Wohlfahrtsstaat – Machen Sie das Beste draus!“:
7 Den Leibwächter wecken
So sorgen Sie für Ihre Gesundheit
„Soweit meine Kenntnis reicht, se-he ich keine Art von Menschen, welche so früh erkrankt werden und so spät genesen, als diejenigen, die den Ärzten in die Hände fallen. Selbst durch den Zwang, den sie in der Lebensführung vorschreiben, zerrütten und verderben sie die Gesundheit.“ Michel de Montaigne (1533-1592)
Sie denken, Sie sind in einem der besten Gesundheitssysteme der Welt versichert? Lassen Sie uns ein fiktives Experiment machen: Stellen Sie sich vor, das Prinzip der Krankenversicherung wird übertragen auf die privaten Automobile: Jeder Halter ist verpflichtet, eine Serviceversicherung abzuschließen - nicht zu verwechseln mit der Haftplicht, es geht um die Wartung eines Fahrzeuges.
Fiktion: Sie versichern Ihr Auto bei der Allgemeinen Autokasse (AAK) und zahlen einen Monatsbeitrag. Von Fall zu Fall legen Sie in der Werkstatt Ihre AAK-Karte vor, Ihr Auto wird gewartet, die Kosten erstattet die Kasse, um die Bezahlung müssen Sie sich nicht kümmern, das macht die AAK. Kommt Ihnen das Prinzip bekannt vor?
Angenommen, Sie fahren am Wochenende übers Land und im rechten Radkasten bollert es. Ihr Beifahrer: „Das hört sich nach Radlager an!“. Wieder rumpelt es, Sie bemerken: „Mit der Fahrsicherheit spaße ich nicht, ich werde das checken lassen.“
Am Montagmorgen fahren Sie zur Servicestelle. Sie reihen sich in die Warteschlange… Wenn Sie dran-kommen, überreichen Sie Ihre AAK-Karte und nehmen im Kundenzimmer Platz… und warten… Auf dem Tisch liegt die kostenlose Automobil-Umschau mit dem Untertitel „Lesen, was sicher macht!“, Sie kennen den Slogan aus dem Radio; das neuartige Scheiben-spray auf Seite zwölf überzeugt Sie, denn wissenschaftliche Studien führender Labore aus den USA zeigen, dass das Einsprühen der Frontscheibe Blendungen bei Nacht mindert. Das Spray ist leider keine AAK-Leistung, Sie kaufen das Mittel am Servicepoint für 49,95 Euro.
Im Warteraum sinnieren Sie, ob Ihr Sohn das richtige Fach studiert, wäre Automobiltechnik nicht besser als Maschinenbau? Der Arbeitsplatz ist sicherer, Ge-halt und Ansehen sind höher, die Promotion zum Dr. mob. klappt in sechs Monaten, für den Dr.-Ing. sind drei bis vier Jahre üblich. Doktor ist aber Doktor…
Nach zwei Stunden kommt Dr. mob. Rundel zu Ihnen, der Fahrwerksexperte: „Gut, dass Sie da sind! Wir haben noch keinen kritischen Defekt festgestellt, normaler Verschleiß eben, wir haben das Lager vorbeugend getauscht, damit Sie auf der sicheren Seite sind. Außerdem war der Ölwechsel fällig, lassen Sie sich einen Termin zur Nachkontrolle geben.“
Sie bedanken sich und fahren zufrieden vom Hof, das Richtige getan zu haben. Die Werkstatt rechnet bei der AAK ab: Fallpauschale Radlager, Fallpauschale Öl-wechsel, Fallpauschale Kundenberatung. Wie viel das ist, kümmert Sie nicht.
Was ist die Folge eines solchen Prinzips? Die Kosten steigen von Jahr zu Jahr, Sie zahlen zwangsweise höhere Beiträge, Sie warten länger auf einen Termin beim Getriebespezialisten, die Wartezimmer sind voll, das Werkstatt-Personal ist öfters gereizt, der Dr. mob. wirkt auf Sie arrogant. Der Betrieb wird so oder so bezahlt; wem das wohl nützt?